Samstag, 10. Februar 2018

Serien im Wandel der Zeiten - Interview mit Franciska Friede









Franciska Friede - Fotograf: Patrick Steinmann 2015






























Liebe Franci, schön dass Du Dir Zeit nimmst für das Serienplausch-Team um uns ein paar Fragen zu beantworten zum Thema "Serien im Wandel der Zeiten", aber auch Fragen zu Deinen aktuellen Tätigkeiten!


Du selbst bist ja eine ehemalige Serienschauspielerin und hast bei „Hand aufs Herz“, mitgespielt. Aber auch aktuell als Synchronsprecherin, bist Du bei vielen Serien im Netz zu hören.
Deshalb auch absolut prädestiniert für unsere Fragen zum Thema "Serien im Wandel der Zeiten." Und hier schon die erste Frage dazu:



1. Was glaubst Du: „Was macht den Reiz an Serien aus, so dass diese nie aussterben werden?“
Franci: Serien erlauben eine viel tiefgreifendere Rollenentwicklung als ein Film. Jeder Charakter hat die nötige Zeit, sich in die Herzen der Zuschauer zu leben, bzw. zu „spielen“. Durch den breit angelegten Erzählweg werden Stories realistischer und auch nachvollziehbarer. Eine gut angelegte Serie vermag es, den Zuschauer zu fesseln, im besten Fall sogar dann noch, wenn der Abspann schon durchgelaufen ist.
2. Wenn Du den inhaltlichen Vergleich mit Serien von früher (Marienhof, Verliebt in Berlin etc.) und heute ziehst, was fällt Dir da am meisten positiv, aber auch negativ auf?
Franci: Ich freue mich natürlich, dass Serienmacher momentan immer mutiger werden. Man braucht Mut um Themen abseits des Mainstreams anzusprechen, Darsteller zu präsentieren die noch niemand kennt oder ungewöhnliche Erzählwege zu wählen. Leider sehe ich von diesem Mut in Deutschland immer noch zu wenig.
Wenn man immer nur auf die Quote schielt, Darsteller nach Follower Zahlen besetzt oder immer den gleichen ausgelatschten Erzählwegen folgt, schafft man keine Innovationen und man wird niemals ein Format schaffen, dass sich in die Herzen und ins Gedächtnis der Zuschauer spielt.
Es gibt mutige Serien Produzenten in Deutschland. Tolle Formate wie „Weinberg“, „Dark“ oder auch „Im Angesicht des Verbrechens“ sind super Beispiele dafür, dass es funktioniert. Man muss sich nur trauen. Da sehe ich ganz klar die großen Player im Zugzwang. Die großen Sender und Förderanstalten dürften sich gerne aus ihren comfort zones rauswagen und könnten selbst mit einem Bruchteil ihre Budgets tolle, neue Formate schaffen, ohne Angst vor der Pleite haben zu müssen.



Früher hat man die Serien brav im TV gesehen und die Infos für die neuen Folgen in der nächsten Fernsehzeitung gelesen. Heute bekommt man alles übers Netz erzählt oder es werden sogar Folgen schon vorher in den Mediatheken bereitgestellt.

3. Findest Du diese Entwicklung hat sich positiv auf die Serien ausgeübt oder wird dadurch der Wert einer Serie gemindert, wenn man schon alles vorher weiß?

Franci: Da man selber die Wahl hat sich die Spoiler online durchzulesen oder eben nicht, sehe ich da keinen Nachteil.


Es gibt auch ein ganzes Portal für Webserien. Du selbst bist ein Teil einer Web-Serie schauspielerisch bei „Gut Holz“.


4. Du als Serien-Junkie würdest Du sagen, dass Webserien vielmehr Berücksichtigung finden sollten und der ein oder andere TV Sender vielleicht eine ins TV übernehmen sollte?

Franci: Ich bin generell der Meinung, dass die Produzenten anfangen sollten sich mehr dem Online-Markt mehr zu öffnen. Die Zuschauer werden sich vom konventionellen Fernsehen immer mehr abwenden, was unter anderem mit dem veränderten Sehverhalten zu tun hat.

Webserien werden gerne unabhängig von Quotendruck produziert, was zu spannenden Themen und unkonventionellen Erzählformen führt. Warum sollte man sich davor sperren? Raus damit auf den Markt! Zeigt uns was es alles gibt. Lasst den Zuschauer selber entscheiden was er sehen will und hört auf die Sendeplätze mit weichgespültem Gleichklang zu fluten.
Ich finde das Angebot von Funk super! Webserien wie „Wishlist“ zeigen ganz deutlich, dass das Konzept der Webserien auch im TV funktioniert und vom Zuschauer angenommen wird. Mehr davon.

5. Du kennst Dich in der Serienszene aus, hast Du selbst im Augenblick neben Deinen vielen Tätigkeiten als Synchronsprecherin, Serien die für Dich ein Muss sind? (es gelten auch internationale Serien)
Franci: Ich habe etliche Serien die ich gucke. Video on Demand Portale wie Netflix sind ein Segen! Endlich kann man das was man will dann gucken wann man es will. Weggesuchtet wurden unter anderem: The Punisher, Altered Carbon, The Sinner, Black Mirror, Westworld, Breaking Bad, Game of Thrones, True Detective, House of Cards, Im Angesicht des Verbrechens, 13 Reasons Why, Fargo, Orphan Black, Stieg Larssons Millennium-Trilogie, Hit&Miss, The End oft he Fucking World… Diese Liste ließe sich vermutlich noch seitenweise weiterschreiben.
😉


6. Und gibt es eine Serie von der Du selbst gerne einmal ein Teil sein möchtest, weil Sie inhaltlich genau zu Dir passt oder Dich inspiriert? Wo dürfen wir Dich anmelden?
Franci: Es gibt einige Serien von denen ich gerne ein Teil gewesen wäre. Natürlich würde ich sofort zum Flughafen rasen wenn sich Nina Gold meldet, weil sie mich gerne für Game of Thrones hätte, keine Frage. Die Wishlist Macher dürfen sich auch sehr gerne bei mir melden. Ich bin tendenziell erstmal offen für alles.


Schluss mit den allgemeinen Fragen zu Serien. Kommen wir zu Deinen aktuellen Tätigkeiten: Du synchronisierst im Augenblick fast täglich. Dabei auch viele Serien wie wir auf Deiner FB Seite mitbekommen.



7. Gibt es einen Charakter den Du sprechen musst, der es Dir dabei wirklich sehr angetan hat?

Franci: Ich bin extrem dankbar für meine Rolle in „Little Witch Academia“. Die Serie findet ihr auf Netflix. Ich darf die Hauptrolle „Akko Kagari“ sprechen. Eine meiner absoluten Lieblingsrollen!
Ansonsten hatte ich auch sehr viel Spaß mit „Jane Sloan“ in „The Bold Type“. Die Serie läuft seit dem 9.2.2018 auf Amazon Prime.
Allgemein bin ich super dankbar für die große Bandbreite die ich sprechen darf! Das Synchronsprechen ermöglicht es mir Rollen zu spielen, für die man mich niemals besetzen würde - was ich natürlich genial finde! Wer mich beispielsweise gerne mal als böse Hutzelhexe erleben möchte, sollte sich auf Netflix die zweite Staffel der Animeserie „Glitter Force“ anschauen. Ich spreche die Hexe „Bruja“.


8. Weißt Du, wenn Du ins Studio kommst immer genau was Du heute synchronisierst?
Franci: Das ist unterschiedlich. Für große Serienrollen wird oftmals im Vorfeld gecastet. Wenn ich den Job bekomme, weiß ich natürlich was auf mich zukommt. Im regulären Day to Day Business geht man oft völlig unwissend ins Synchronstudio.


9. Auf welche Serien müssen wir aktuell achten, wenn wir uns von Deiner Stimme verzaubern lassen wollen?
Franci: Wie gesagt: „The Bold Type“ läuft ab sofort auf Amazon Prime. Ab dem 24 Mai 2018 läuft der Film „Luis und die Aliens“ im Kino, in dem ich Luis Freundin „Jennifer“ spreche. Ich warte bei einigen weiteren Produktionen auf die Veröffentlichung, damit ich endlich mitteilen darf, dass ich ein Teil davon bin. Sobald es soweit ist, werde ich das natürlich mitteilen.




Noch mal zum Thema Webserien. Bei „Gut Holz“ spielst Du ja mit und die Premiere für die Web-Serie steht vor der Tür. Am 03.03.2018 in Hamburg in der Honigfabrik!



10. Welchen Charakter spielst Du dort und was haben wir von Dir zu erwarten?
Franci: Ich spiele die Profi Keglerin „Frauke Lübbers“. Frauke existiert vor allem in der Fantasie der Hauptrolle, der über sie als Kegel-Idol fantasiert und überall Poster von ihr hängen hat. Ich darf jede Folge im Opener eröffnen und habe auch sonst noch einiges zu sagen. Natürlich kann ich absolut kein bisschen kegeln, aber die Film-Magie hat mich da gerettet.
😊


Neben Deinen Synchron-Tätigkeiten bekommen wir ab und zu von Dir auch gesanglich was zu hören.


11. Werden wir in dieser Hinsicht in Zukunft noch des Öfteren was hören oder hast Du den gesanglichen Teil zurzeit ein bisschen zur Seite geschoben?
Franci: Ich habe das Jahr mit einem neuen Gesangslehrer gestartet und singe während meiner Synchronarbeit tatsächlich relativ oft. Zum Beispiel als Einhorn „Trinket“ in der Zeichentrickserie „Nella die Ritterprinzessin“ oder als „Maya Matlin“ in „Degrassi“. Das singen wird dieses Jahr definitiv weiterverfolgt und, wenn alles so läuft wie ich mir das vorstelle, auch ausgebaut.


12. Gibt es sonst noch etwas Neues, was Du uns vielleicht schon erzählen darfst?

Franci:
Ich habe dieses Jahr am Speedcasting in Landsberg am Lech teilgenommen und hoffe natürlich, dass sich dadurch viele neue Spielchancen ergeben. Ansonsten stehe ich regelmäßig im Synchronstudio und es kommen einige tolle, neue Produktionen auf euch zu.


Liebe Franci, wir bedanken uns bei Dir, dass Du Dir die Zeit für unser Interview genommen hast.
Und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg!


Schöne Grüße

vom Serienplausch-Team