Freitag, 14. Dezember 2018

Serien im Wandel der Zeiten - Interview mit Björn Bugri

Copyright Nik Konietzny

Lieber Björn schön, dass Du Dir Zeit nimmst für das Serienplausch-Team, um uns ein paar Fragen zu beantworten zum Thema „Serien im Wandel der Zeiten“, aber auch Fragen zu Deinen Aktivitäten in der Filmbranche.

Du bist schon fast ein alter Hase, was die Serienlandschaft in Deutschland betrifft. Wir kennen Dich aus den Serien „Anna und die Liebe“, „Kripo Holstein“ aber auch aus „Rote Rosen!“ Deine Erfahrungen in diesen Serien, aber auch Dein großes Interesse an der Serienlandschaft hat uns zu Dir geführt. Du bist unser Mann der uns einige Fragen zum Thema „Serien im Wandel der Zeiten“ beantworten kann, aber natürlich haben wir auch einige persönliche Fragen eingebaut ins Interview.

Und hier ist schon die erste Frage an Dich.

1. Was glaubst Du was macht den Reiz an Serien aus, so dass diese nicht aussterben werden?Björn: Serien erfahren, ja gerade einen regelrechten Boom und ich liebe besonders die horizontal erzählten Serien...ein guter Cliffhanger am Ende jeder Folge und ich kann die nächste Folge nicht abwarten.
Trotzdem: Irgendwann ist immer etwas zu Ende erzählt, aber zum Glück gibt es ja täglich Nachschub.


2. Wenn Du den inhaltlichen Vergleich mit Serien von früher (Marienhof, Anna und die Liebe, Verbotene Liebe, Verliebt in Berlin etc.) und heute ziehst, was fällt Dir am meisten positiv aber auch negativ auf?

Björn: Dazu kann ich ehrlich gesagt nicht viel sagen, weil ich nicht wirklich Zielgruppe für diese Formate bin oder war und ich meine das überhaupt nicht despektierlich.
Ich verfolge die deutsche Serienlandschaft natürlich, das verstehe ich als wesentlichen Teil meiner Arbeit. Ich meine damit-ich muss die Formate kennen und mich bestenfalls mit den unterschiedlichen Arbeitsweisen auskennen.

Eine Soap oder Telenovela zu drehen, einen 90-Minüter, eine Serie das sind komplett andere Arbeitsweisen. Die prinzipielle Arbeit des Schauspielers oder der Schauspielerin an der Rolle nehme ich da jetzt mal raus.
Alleine die Zeit, die du hast oder bekommst um zu einem Ergebnis zu gelangen...
Bei einer Telenovela/Soap zum Beispiel produzierst du 50 Sendeminuten pro Tag -hatte ich ja gerade bei RR.


Da musst du wissen, was du spielen willst, vor Ort ist da keine Zeit für Rollenfindung oder persönliche Befindlichkeiten.
Da musst du einfach funktionieren und dein Handwerk beherrschen.
Eine tolle Schule übrigens, diese Erfahrung wünsche ich vielen Kollegen.


In einer Serie zum Beispiel fürs Vorabendprogramm werden 7-12 Sendeminuten pro Tag produziert.
Da denkt man sich, das ist ja komfortabler -ist es auch- mit Einschränkungen.

Natürlich werden weniger Szenen pro Tag gedreht und es ist in der Regel auch mehr Zeit um zu proben. Für das qualitative Ergebnis immer besser, andererseits werden Serien mittlerweile auch an weniger Tagen gedreht.
Bei Kripo Holstein hatten wir noch den Luxus eine Folge an sieben Tagen zu drehen, andere Formate mussten an 6/6 ½ Tagen im Kasten sein.
Die Küstenwache hatte in ihren besten Tagen noch 9-11 Drehtage zur Verfügung.
Bei Tatorten oder 90-Minütern ist es das gleiche Spiel-wohlgemerkt bei gleichem zur Verfügung gestelltem Geld der Sender wie vor 20/25 Jahren, vom Inflationsausgleich gar nicht zu sprechen...
Gleiche Leistung in viel weniger Zeit... Irgendwie geht’s ja!
Egal um welches Format es sich handelt -alle Beteiligten aus allen Filmgewerken kommen da häufig an die Belastungsgrenzen ihrer physisch-und psychischen Möglichkeiten ...

Aber das ist ein langes Thema....


Früher hat man die Serien brav im TV gesehen und die Infos für die neuen Folgen in der nächsten Fernsehzeitung gelesen. Heute bekommt man alles übers Netz erzählt oder es werden sogar Folgen schon vorher in den Mediatheken bereitgestellt.
3, Findest Du diese Entwicklung hat sich positiv auf die Serien ausgeübt oder wird dadurch der Wert einer Serie gemindert, wenn man schon alles vorher weiß?
Björn: Das sehe ich ganz nüchtern-für den einen mag das Fluch sein, für den anderen Segen-aber so what?
Wenn ich so blöd bin, mich im Netz Spoilern zu lassen - selber schuld! Ich kann doch selber entscheiden, was ich im Vorfeld erfahren will oder nicht.
Der Wert einer Serie wird dadurch sicherlich nicht gemindert.

Für den Konsumenten ist das doch eher gut-für den Filmschaffenden ergeben sich da allerdings ganz andere Probleme... vor allem ein nicht zufriedenstellender Zustand der Vergütung über Inhalte im Netz.
Aber auch das ist ein anderes und langes Thema...


4. Gibt es eine Serie, die Du selbst im Augenblick neben Deinen eigenen Rollen gerne siehst (gelten auch internationale Serien)?
Björn: Ach, da gibt es so viele...die letzten 10 Monate hatte ich durch meine Rosenzucht keine Zeit für andere Serien - also nicht so wie sonst...;-)
Was ich mir aber nicht habe entgehen lassen, war BAD BANKS!!! Absolut fantastisch und dann noch eine deutsche Produktion, Studio Hamburg!!.
Hat mich sehr begeistert.

5. Und gibt es eine Serie von der Du selbst gerne einmal ein Teil sein möchtest, weil sie inhaltlich genau zu Dir passt oder Dich inspiriert?
Björn: Ja, gibt es: BAD BANKS!!!
Schluss mit den Allgemeinen Fragen zu Serien. Kommen wir jetzt zu Dir und Deinen aktuellen Tätigkeiten.
Du warst Protagonist der 15. Staffel der Serie „Rote Rosen.“ Dort konnten wir Dich in der Rolle „Tilmann Oberberg“ sehen. Früher warst Du eher der Schurke in Filmen. Doch bei den Serien ist uns aufgefallen, dass Du dort immer den Frauenverstehen spielst. Wir Mädels von Serienplausch-Team mögen Dich sehr und kennen Dich ja schon sehr lange Zeit. ;)

6, Wie kommt es, dass Du in Serien eher den Frauenversteher spielen darfst? ;)
Björn: Also ganz ehrlich-mit dieser Frage komme ich nicht klar.
Eher oder immer den Frauenversteher?
Bei den Serien?
Welchen Serien?
Ok, rollen wir das auf:

In Kripo Holstein war ich der Kommissar.

In anderen Serien war ich oft sehr verdächtig, vielleicht auch mal ein Mörder – obwohl, war ich das wirklich....ah ja...in „Wer rettet Dina Foxx?“

Da war ich ein Arschloch, aber ein liebenswertes (keiner hat es bis zum Schluss herausgefunden, dass ich der Mörder war!!!)
Nur mal so!

In Rote Rosen war (oder bin ich’s noch bis Januar `19) die männliche Hauptrose - intern auch gerne als ROSENSTENGEL bezeichnet.

Ich habe der „Bild der Frau“ in einem Interview auf eine Frage geantwortet:

ENDLICH BIN ICH MAL DER LIEBHABER
Wurde dann auch die Headline.
Jetzt könnten wir ja philosophieren...
Ist jeder Liebhaber immer auch ein Frauenversteher?

Ein guter Liebhaber, in Ansätzen, mit Sicherheit JA!

Obwohl kein Mannsch (ja ist absichtlich ein Mix aus Mann und Mensch ist gemeint) eine Frau jemals so richtig, und ich meine so richtig, bis in die tiefsten Abgründe jemals verstehen kann.
In Ansätzen vielleicht…, aber jemals so wirklich richtig?

ICH WEIß ES NICHT!

Philosophen haben ja auch immer Ansätze...
Vielleicht bin ich ja ein Frauenphilosoph.
Außerdem, mag ich das Wort nicht... Frauenversteher...furchtbar. Ich verstehe viele Menschen, mögen tue ich sie deswegen lange noch nicht.
Frauen mag ich auch, aber deswegen lange nicht alle.... Eine liebe ich sogar!
Aber ich drehe mich im Kreis.

Zurück zur Frage....
In welcher Serien war ich der Frauenversteher?
Würde ich ja gerne mal spielen, wär’ ne Herausforderung - versteh’ ja mich selbst manchmal nicht.Aber Mörder war ich ja auch schon mal...
Ohne vorher selber gemordet zu haben...


7. Man weiß ja als Protagonist der Serie „Rote Rosen“ ist man am Ende der Staffel raus. Du hattest vor kurzem Deinen Abschied, so eine Zeit schweißt einem ja zusammen.  Ist es wirklich so, dass gerade die Truppen die tägliche Serie drehen wie eine große Familie zusammenwachsen und wie wohl hast Du Dich in der Familie gefühlt?


Björn:
Isso!!!  J Alles genau so, wie du es in der Frage beschreibst. Ich hatte eine wunderbare Zeit mit vielen wertvollen Begegnungen, die über diese Zeit hinausgehen.


8. Wir haben gehört Lüneburg ist zu Deiner zweiten Heimat geworden. Und Du willst gar nicht mehr weg! Wo fühlt sich der private Björn am Wohlsten?

Björn:
Dort, wo Menschen sind, die mir etwas bedeuten!
   
9. Du bist gebürtiger Hesse. Gibt es denn einige Rituale, welche Du aus hessischen ländlichen Tagen mit in die Großstadt übernommen hast?   

Björn: Lass mir in regelmäßigen Abständen die Zutaten für einen ordentlichen Handkäs’ mit Musik zukommen!


10. Du bist, was vielleicht nicht alle wissen auch Musiker und hast schon in vielen Orchestern mitgespielt. Werden wir von Dir nun nach Rote Rosen auch mal wieder was Musikalisches hören?

Björn:
NEIN



11. Was steht nun an nach Rote Rosen, wirst Du nun wieder zum Soapi und gehst zur nächsten Serie über oder mal wieder Lust den bösen Buben zu spielen in einem Krimi?

Björn:
Soapi...furchtbares Wort. Wir müssen hier glaub’ ich mal Begrifflichkeiten klären.
Was ist denn ein Soapi für euch?
Einer, der nur Soaps spielt?
Wenn du drehst und du dich entscheidest, was du drehst, oder die Wahl hast, was du drehen willst (Luxus) solltest du, egal für was du dich entscheidest, es dann richtig machen.

Egal ob Soap (Soapi), Serie (Serii), Kino (Kinoi)

Is wie im Leben, wenn du dich entscheidest Hosenträger zu verkaufen...mach’ es. Aber, mach’s richtig!!!
Ich hoffe, dass ich bald wieder was Schönes drehen darf...Böses hin Gutes her!!!

 
Wir wissen das Du sehr aktiv bist im BFFS - Bundesverband Schauspiel (Deutschland). Dir liegt sehr dran, dass die ausgebildeten Schauspieler auch nicht zu Dumpingpreisen sich verkaufen müssen, weil die Leihen-Darsteller Ihnen die Preise kaputt machen.


12. Hat sich das die letzten zwei Jahre etwas verbessert? Oder ist der Markt immer noch so hart umkämpft für gut ausgebildete Schauspieler und Schauspielerinnen?

Björn: Leihen-Darsteller haben überhaupt nichts mit unseren Gagen zu tun.

Schlimm ist es, nur, dass es so viele unsägliche Billig-Formate gibt, in denen sie überhaupt eine Plattform bekommen, weil kein ernstzunehmender Schauspieler sich für so etwas und zu solchen Gagen überhaupt hergeben würde bzw. sollte.... Dadurch fehlt Sendeplatz für wertige fiktionale Produktionen.

Ja, der Markt ist hart umkämpft. Es gibt schlicht und ergreifend mehr SchauspielerInnen als Rollen, sowohl auf der Bühne als auch beim Film.
Und für Frauen ist es bedauerlicherweise noch mal um ein vielfaches schwieriger als für Männer....auch ein langes Thema.
Und ich rede von SchauspielerIInnen  nicht von den „Dings“ da oben, wie hast du sie genannt? Ach egal....
 

13. Als Du selbst angefangen hast als Schauspieler, hattest Du damals ein Vorbild?

Björn:
Ja


14. Die Zeit bei Rote Rosen hat Dir auch einen Fanclub beschert. Wie wichtig sind Dir Deine Fans und wie sehr fühlst Du Dich geehrt?


Björn:
Ich bin jeden Tag aufs Neue gerührt über die Dinge, die meine Lieblingsverrückten (ja-genau ihr J, ihr wisst, wen ich meine) für mich anstellt und auf die Beine stellt. Und sehr dankbar!


15, Wie sieht nun die nahe Zukunft bei Dir aus, was dürfen wir von Dir erwarten, was steht an?

Björn: Ihr dürft von mir vieles erwarten-seh’n wir mal, wer mich als nächstes lässt...
Ich nenne es liebevoll: Bin wieder auf’m Straßenstrich.


Wir kommen schon zum Abschluss des Interviews. Du darfst Deinen Fans noch ein paar Worte auf den Weg mitgeben.
Björn: Ganz einfach: ICH DANKE EUCH ALLEN VON GANZEM HERZEN!!!
Wir bedanken uns bei Dir lieber Björn, für das ausführliche Interview. Und wir wünschen Dir weiterhin viel Glück und Erfolg auf Deinem Weg. Natürlich bleiben wir an Dir dran und werden immer berichten. J


Schöne Grüße vom
Serienplausch-Team

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Instagram: Björn Bugri Instagram

Twitter: Der Twitter-Björn

Agentur: Agentur Regine Schmitz